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Traveling is not supposed to be easy – Tortosa bis Tabernas

Wie im letzten Post schon geschrieben, haben wir uns bei unserem letzten Projekt nicht so richtig wohlgefühlt. Zwischenmenschlich hat es einfach nicht gepasst, so richtig Arbeit gab es auch nicht, und erst Recht nichts zu Lernen. Wir wollten früher weg, wollten unsere Freiheit wieder, weiterziehen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, nicht wahr?

Tortosa bis Tabernas

 

10 Tage in Tortosa – mit gehangen, mit gefangen

Tortosa Spain

Schon nach ein paar Tagen waren wir übersät mit Stichen. Allerdings immer erst am nächsten Morgen. Angeblich eine Mücke, deren Stiche sich erst nach ein paar Stunden zeigen. Immer flächig an bestimmten Stellen. Wir sind halb wahnsinnig geworden vor Juckreiz. Kein Mückenspray, keine lange Kleidung hat geholfen. Nachdem ich den einen Sonntagmorgen aufgestanden bin und sogar im Gesicht vollständig zerstochen war, sind wir ins Krankenhaus gefahren. Eine Antihistaminspritze für jeden von uns und einige Gespräche später, war die Diagnose: Bed Bugs. Well…thanks for that. Wieder zurück auf der Finka, haben wir alle Maßnahmen ergriffen, die man eben so ergreifen muss: Sachen gewaschen, Dinge eingefroren, aus dem Camper  ins neu gebaute Yoga Haus gezogen.

Das Problem, waren nicht die Bugs an sich. Ja, ist nicht cool, aber kann passieren, wenn man viele Leute da hat. Sondern die Reaktion unseres Hosts, der versucht hat, die Diagnose unglaubwürdig zu machen und nach „Alternativen“ gesucht hat, die es hätten sein können.

Wir haben einen ganzen Tag im Waschsalon verbracht. Danach hat eins der Mädchen, das mit uns auf der Finka war, beschlossen zu gehen und das hat die Situation so richtig zum Eskalieren gebracht. Ich hätte Panik gemacht und wegen mir wäre jetzt ganz schlechte Stimmung, so der Vorwurf unseres Hosts. Es ist nicht so, dass ich schreiend im Kreis gelaufen bin und gesagt hätte, wir werden alle sterben, sondern einfach gehandelt habe. Das, was man eben macht, wenn man so einen Befall hat. Gerade, wenn man schon von oben bis unten zerbissen ist und gerade, weil auch alle anderen, die da waren, Stiche hatten.

Besser wurde es erst als wir am nächsten Tag den Beweis liefern konnten und die Decken voll waren mit Bettwanzen-Dreck. Scheinbar brauchte unser Host etwas Handfestes. Trotzdem, unser Problem war, wir konnten natürlich nicht abreisen. Nicht bevor nicht alles gewaschen, desinfiziert und eingefroren war. Das wollten wir weder unseren nächsten Gastgebern, noch uns selbst, zumuten.

 

Valencia – jetzt kann es nur besser werden

Valencia

4 Tag später saßen wir endlich im Zug nach Valencia. Selbst, wenn die letzten Tage deutlich reibungsloser verlaufen waren und wir sogar ein, zwei nette Abende hatten, waren wir froh, dass es weiter ging. Über Couchsurfing hatten wir wieder nichts gefunden, also haben wir ein billiges Airbnb gebucht.  Eine geteilte Wohnung mit unserer Vermietern, nennen wir sie Julia.

Die Wohnung war alles andere als sauber, aber hey, wie heißt es so schön? Das Preis-Leistung-Verhältnis war okay. Dass wir uns das Zimmer allerdings mit daumengroßen Kakerlaken teilen mussten, die in unserem Bett saßen, eher nicht so. Aber gut, auch darüber kann man hinwegsehen. Es ist heiß, die Stadt nicht unbedingt die reinste auf diesem Planeten, da kann das schonmal passieren. Trotzdem hatten wir irgendwie genug von Krabbeltieren und eine dementsprechende Nacht.

What to do in Valencia?

Trotz wenig Schlaf, wollten wir den einzigen ganzen Tag, den wir in Valencia hatten, voll ausnutzen.  Zuerst ging es natürlich in die Altstadt. Von den alten Stadttoren hat man einen Blick über ganz Valencia. Wir haben uns durch die Gassen treiben lassen, haben uns die Kathedrale angeschaut, die vielen Plätze, den Mercat Central und waren Tapas essen.

Hinterher ging es in den Jardin Botanico, der für entweder 1,50€ für Studenten oder 2,50€ normal Eintritt eine Oase der Ruhe bietet. Auch für zahllose Katzen, die sich unter den Schatten der unzähligen Bäume, vor der Sonne verstecken. Wir haben festgestellt, dass wir mittlerweile, unserem Permakulturprojekt in der Diois sei Dank, recht gut darin sind, Pflanzen zuzuordnen. Doch was gelernt.

Wir waren ziemlich geschlaucht von den Tagen und der Nacht davor und hätten wir eine Unterkunft gehabt, in der man sich ohne Getier ins Bett hätte legen können, hätten wir das wahrscheinlich auch gemacht. Statt dessen musste Kaffee her. Allerdings ist in Valencia gerade Urlaubssaison und alle Cafés, in die wir wollten, hatten zu. Irgendwann haben wir endlich eins gefunden und uns erst Kaffee und dann Bier gegönnt. Musste sein!

Hinterher haben wir uns eins der vielen Valenbisi-Bikes geschnappt. Einer meiner Mitbewohner hat gerade ein Auslandssemester in Valencia hinter sich und hat uns den Zugang zu seinem und dem Account einer Freundin gegeben. Die erste halbe Stunde ist immer frei. Also ab aufs Rad und durch den Jardìn del Turia, der auf dem alten Flussbett des Turia angelegt ist und sich durch die ganze Stadt zieht.

In der Altstadt los, sind wir vorbei an der Science City hin zum Meer gefahren. Der Park ist wirklich schön und scheinbar der Hotspot für alles Valencianer, die sportlich etwas auf sich halten. Am Meer angekommen sind wir mit den Füßen im Wasser Richtung Sonnenuntergang gelaufen. Oder vielmehr daran vorbei.

Auf dem Rückweg gab’s noch einen Maiskolben vom Straßenstand und 1,5 Liter Sangria, damit wir die Kakerlaken im Bett vergessen und ruhig schlafen können. Das war zumindest der Plan.

Julia hatte uns vorher gesagt, dass Freunde von ihr zu Besuch seien und gefragt, ob das okay wäre. War es auch natürlich oder vielmehr wäre es gewesen. Hätten uns nicht fremde Menschen die Tür aufgemacht, ohne, dass Julia da war und uns eine Szene vom Berliner Bahnhof Zoo vorgespielt. Die Tür zu unserem Zimmer stand auf, mit all unseren Wertsachen darin. Und allein, die Tatsache, dass wir erstmal gecheckt haben, ob noch alles da ist, zeigt vielleicht, wie unwohl uns mit den Leuten war.

Die Party, wie Julia es nannte, ging die ganze Nacht und ich dachte, wenn ich noch einmal jemanden etwas durch die Nase ziehen oder ein Feuerzeug klicken höre, raste ich aus. Morgens um 5 Uhr bin ich aufgestanden, um zu fragen, ob das Ganze auch ein Lautstärke-Level darunter machbar ist. Vier Stunden später hatten wir unsere Sachen gepackt und haben die Wohnung verlassen, während ihre Freunde immer noch „gefeiert“ haben.

Hinterher haben wir uns gefragt, ob wir anders hätten reagieren müssen, lockerer hätten sein müssen. Aber ganz im Ernst – ich habe eine ziemlich klare Einstellung zu chemischen Drogen und ich finde, das geht einfach nicht. Insbesondere nicht, wenn man für eine Unterkunft bezahlt. Egal wie viel.

How to be sustainable in Valencia?

Die Valenbisi-Bike-Stationen gibt es wirklich überall in der ganzen Stadt. Öffentliche Verkehrsmittel braucht man also eigentlich nicht.

Abgesehen von dem Üblichen: Nimm Deine Flasche mit, pack Dein Essen ein,…wird es in Spanien, desto weiter man die Mittelmeer-Küste entlang Richtung Portugal reist, immer schwieriger auf Plastik zu verzichten. Ich versuche, so lange das Wasser nicht völlig verchlort ist, Leitungswasser zu trinken. Denn, wenn nicht, gibt es nichts anderes als Wasser in Plastikflaschen.

Essen in Bioqualität ist nicht existent. Zumindest nicht in normalen Supermärkten und Reformhäuser gibt es nur in großen Städten, wie Barcelona. In Valencia ist uns nichts über den Weg gelaufen, aber ich gestehe, wir haben auch nicht explizit danach gesucht. Wir hatten eh noch Essen vom Vortag und Mittags gab es eben Tapas.

Sollte allerdings jemand auf Gluten verzichten wollen, ist das in Spanien gar kein Problem. Offensichtlich herrscht hier so etwas wie eine Gluten-Angst. Egal, wo man einkaufen geht: Sin Gluten findet man überall. Aber wirklich und ausnahmslos überall.

 

Cartagena – alle schlechten Dinge sind drei

Strand Cartagena

Wir sind mit Car-Sharing von Valencia nach Cartagena gefahren. In einem Welt-Bericht hatten wir vorher gelesen, wie schön die Region um Murcia sein soll. Abseits des ganzen Massentourismus. Zwei Stunden Schlaf im Auto später, waren wir da.

Auch hier hatten wir vorher versucht eine Couch zu organisieren. Aussichtslos. Allerdings hatte mir jemand geantwortet, dass er eine Freundin in Cartagena hätte, die eine ganze Wohnung für 25€ die Nacht vermietet. Ein paar Nachrichten später und die Sache war geritzt. Kristyna hat uns sogar abgeholt und zur Wohnung gefahren – alles super sauber, recht zentral und wir waren glücklich. Nach dem ganzen Theater davor, haben wir beschlossen direkt vier, anstatt zwei Nächte zu bleiben. Kurz bevor wir uns abends Tapas gönnen wollten, hat Dominik angefangen das Bett zu checken. Während ich ihn für verrückt erklärt hab, hat er Bettwanzen in der ganzen Matratze entdeckt.

In dem Moment hab ich gedacht: „Alles klar, scheiß drauf. Lass uns einfach nach Hause fliegen.“ Wie kann man drei mal hintereinander an verschiedenen Orten so ein unglaubliches Pech haben? Wir haben also Kristyna angerufen, die gerade ihr Auto zum Totalschaden gefahren hatte. Auch nicht der beste Tag für sie. Als sie kam, erzählte sie, dass sie normalerweise an Studenten vermietet und zwei der letzten, ihre Betten da gelassen hatten. Mit Bettwanzen wäre sie vorher noch nie in Berührung gekommen.

Wir brauchte also eine neue Unterkunft für die Nacht und weil wir beide kurz vor einem Nervenzusammenbruch standen und weder bei irgendwem auf der Couch schlafen wollten, noch unter der Brücke, haben wir uns ein Hotel genommen. Völlig über unserem Budget, aber psychisch notwendig. Und genau da sind wir dann auch die nächsten vier Tage geblieben.

What to do in Cartagena?

Die Stadt ist klein, hat aber trotzdem einiges zu bieten. Sowohl die Altstadt als auch der Hafen sind wunderschön, die Atmosphäre ist entspannt und alles ist, typisch spanisch, ein bisschen langsamer.

Man kann die ganze Altstadt zu Fuß ablaufen. Früher unter carthagischer und römischer Herrschaft, lassen sich heute noch die ganzen Ruinen bewundern. Oben vom Castle hat man einen Blick über die Stadt, den Hafen und das dahinter liegende Meer, geht man von dort aus runter, kann man das ganze römische Theater aus nächster Nähe sehen, ohne Eintritt zu bezahlen. Selbst, wenn die Eintritte in Museen und Sehenswürdigkeiten nicht mehr als 2-4€ betragen. Folgt man den Straßen, kommt man zurück in die Altstadt, zum Rathausplatz und kann von dort aus zum Hafen schlendern.

Der nächstgelegene Strand ist in circa 50 Minuten zu Fuß aus der Innenstadt erreichbar. Cala Cortina liegt in einer Bucht und wäre er leerer, wäre er wirklich wunderschön. Klar ist er, dadurch, dass er fußläufig erreichbar ist, ziemlich überlaufen. Trotzdem lohnt sich der Weg dorthin. Man läuft an der alten Wehranlage Batería de San Leandro vorbei, die sich beeindruckend an der Küste entlang windet.

Außerdem kann man in den vielen kleinen Tapas-Bars in der Stadt ganz hervorragend das spanische Leben geniessen. Für 2€ bekommt man im Schnitt ein Getränk und Tapas dazu, die man sich aussuchen kann. Vegetal ist eigentlich immer eine Option. Und…unbedingt Café Asiatico probieren. Der Kaffee mit Likör 43 ist eine Spezialität Cartagenas und wir dort hergestellt.

Wenn man es sich richtig gut gehen lassen will, ist das „La Catedral“ eine Empfehlung. In dem kleinen Restaurant sitzt man über Glas-Boden mit Blick auf die Ruinen des alten römischen Theaters. Die Salate sind wirklich gut und riesig und außerdem gibt es neben Café Asiatico auch Mousse au Chocolat mit 43er. Wenn das kein Argument ist, was dann?

How to be sustainable in Cartagena?

Die einzige Empfehlung, die ich habe, ist das Reformhaus Herbolario Navarro in der Innenstadt. Dort gibt es Bio-Lebensmittel und Kosmetika. Die Preise sind allerdings recht ordentlich und…verpackungs- oder plastikfrei sucht man hier vergeblich.

 

Jetzt aber wirklich – Tabernas

Tabernas

Unser drittes Projekt lag eigentlich erst Ende August an, aber wir hatten mit unserem Host Jules gesprochen, ob wir früher kommen können und so saßen wir nach vier Tagen Cartagena im Bus Richtung Almerìa, um von dort aus mit einem zweiten nach Tabernas zu fahren.

Jules ist zuständig für die Bio-Olivenfinka von Terry, der auch auf dem Land, mitten in der Sierra Nevada, wohnt. Zusammen mit ihren drei Rescue-Dogs Luna, Escha und Sam.

Wir selbst schlafen in einer kleinen Holzhütte – diesmal fast ohne Mitbewohner. Abgesehen von Rudolf dem Gecko, der mit Vorliebe auf unsere Sachen kackt und ein paar Kellerasseln. Vormittags kümmern wir uns um das Land – clearing, weeding, watering, um die restlichen Pflanzen und machen Mosaik-Arbeiten auf der Terrasse. Der Nachmittag gehört uns. Allerdings müssen wir den größtenteils drin verbringen, weil es draußen einfach so heiß ist, das man es nicht aushält.

Jules selbst hat hier in der Region Desert-Clean-Ups organisiert und diverse Nachhaltigkeit-Projekte betreut. Denen möchte ich aber einen extra Post widmen.

Es scheint auf jeden Fall als hätten wir die sieben Plagen jetzt hinter uns gelassen und es geht wieder bergauf. Und vielleicht zeigen einem diese Challenges auch einfach nur, dass es am Ende alles gar nicht so schlimm war und rücken die guten Erlebnisse nochmal in ein ganz anderes Licht.

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